2020 verbarrikadierte sich ganz Österreich hinter geschlossenen Türen und rang mit der Furcht vor dem medial umstrittenen Corona-Virus. "Impfen oder nicht impfen?" lautete die elementarste Frage des Jahres. Während Videocalls mit der Familie und Freunden wurde täglich über steigende Todeszahlen spekuliert und die Realität hinterfragt. Jeder war auf einen Schlag zum willenlosen Gefangenen degradiert worden, nur einzelne Privilegien unterschieden sich von Land zu Land. In Österreich gewährte einzig der Einkauf von Lebensmitteln Zugang zur Öffentlichkeit. Die Instandhaltung des Haushaltsinventars war für mich zu einer täglichen Routine geworden, da sie mir eine kurzzeitige Flucht aus den beengenden Räumlichkeiten meines ursprünglichen Safeplaces ermöglichte. Auch wenn ich meine Altbauwohnung im Grazer Stadtteil Lend mit viel Liebe zum Detail dekoriert und eingerichtet hatte, waren meine eigenen vier Wände zu einer Gefängniszelle verkümmert. Die Spaziergänge zum Spar oder Billa wurden künstlich langgezogene Ausflüge, bei denen ich die Zeit mit dem Bestaunen unscheinbarer Dinge meiner Umwelt vertrödelte. Der Radius meiner Achtsamkeit erweiterte sich, und so erblickte ich an einer Straßenlaterne ein schlichtes Plakat des Grazer JUKUS Literaturverein. Damit sich die kreativen Geister nicht im gedanklichen Wirrwarr verloren, hatten sie einen Wettbewerb lanciert und so ihren erstarrten Alltag wiederbelebt. Der Wahl der Thematik waren keine Grenzen gesetzt, sodass jeder etwas finden konnte, um sich auf dem Spielplatz der Literatur geistig austoben zu können. Zwei Monate lang war ich dem Schreibwahn verfallen und verfasste über 100 Seiten. Dies widersprach jedoch der einzigen Vorgabe des Wettbewerbs: nur 10 x A4-Seiten. Die letzte Woche vor Abgabe verbrachte ich damit, den größten Teil wieder herauszustreichen, um die Quintessenz meiner einst erlebten Weltreise festzuhalten. Im Prozess ging so viel an Witz und Charme verloren, dass ich mir das Rauslöschen von elementaren Kernpunkten erzwingen musste und nicht zu 100 % hinter meinem Endprojekt stehen konnte. Nichtsdestotrotz belegte ich den 14. Platz von über 400 Teilnehmern. Der Gewinn war die Inkludierung meines eingereichten Manuskriptes im Sammelbuch "Wort, Wurzeln und Nähe".
Doch das Ursprungs-Manuskript habe ich natürlich behalten..
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